Umbauten, Erneuerungen und Restaurierungen der Kirch ab 1819

Autor: Egbert Steuer

1819 Der Bauer Christian Gottfried Brendel aus Wurgwitz stiftet den geschnitzten Deckel auf den Taufstein in der Kirche Kesselsdorf.

1822 Der Kirchturm wird erneuert, das Kreuz neu vergoldet. Eine Kapsel mit folgendem Textinhalt wird beigelegt:
„Unter der Leitung und dem Schutze Gottes und unter der Regierung Friedrich August l., des Frommen und Gerechten, der 54 Jahre regiert, ward dieser Kirchturm erneuert und verschönt auf Kosten der Kirchfahrtsgenossen. Kircheninspektoren waren: 
Dr. Christian Seltenreich, Pastor und Superintendent, wie auch Consistorialassessor, welcher vor vier Monaten sein wichtiges Amt angetreten und Carl Wilhelm Beck, Meißner Procuratur-Amtmann. 
Kirchväter waren: Johann Gottlob Pietzsch zu Kaufbach und Gottlieb Dietze von hier, zugleich Bauvorsteher. 
Das neu vergoldete Kreuz samt dem Kopf setzte am 22. September 1822 Gottfried Streibel aus Königsbrück auf. Der fast 100 Jahre von Gott bewahrte Turm möge lange noch stehen unversehrt!
Dies wünscht August Theodor Lingke, Pastor, 56 Jahre alt, seit 1795 Diakonus zu Briesnitz und seit 1817 Pastor allhier, sowie Carl Gottlob Schmidtgen, Organist und Schullehrer.“

1826 Im Pfarrhof wird an der Stelle, wo sich bisher das Stallgebäude mit der Substitutenwohnung befand, eine neue „Pfarrpachterwohnung“ gebaut.
Pfarrer Wengler berichtet (Kirchenarchiv Kesselsdorf: Niederschrift des Pfarrer Wengler v. 28, Februar 1834): „Das alte Gebäude wurde als alt und gebrechlich niedergerissen, so wie die alte Pachterwohnung, die die Stelle des jetzigen Stallgebäudes einnahm. Man fand für gut, das neue Pfarrpachterhaus weiter hinaus zu richten, wie auch das Stallgebäude, wodurch der Hofraum erweitert wurde. Der Kuhstall ward aus der Pfarrwohnung in die Pachterwohnung verlegt und eine Wagenremise und ein Holzstall aus dem bisherigen Kuhstall gemacht.
Dazu mußte der Sprung (Der „Sprung“ bedeutet fachlich das „ Sprengwerk“, d. h. die hölzerne Konstruktion zur Überbrückung großer Spannweiten beim Bau von Fachwerkhäusern) erweitert werden, ein Umstand, der … mit dazu beitrug, daß der westl. Teil des Hauses, der in den Jahren 1817 dem übrigen Pfarrhause angebaut worden war .. sich senkte aus Mangel an gehörigem Stützwerk, so daß jetzt keine Tür, kein Fenster mehr passen will. Die Dielen hatten vorher durch den Kuhstall gelitten.“
Einer „Specification“ vom 26. August 1827 geben die eingepfarrten Gemeinden ihren Anteil zum Bau. Bauvorsteher ist Friedrich Gottlob Demnitz aus Oberhermsdorf (Gemeindearchiv Kesselsdorf, „Specification“ V. 26. 8.1827)

1829 Christian Gottlieb Brendel stiftet ein neues zinnernes Taufbecken in der Kirche. Eine Inschrift lautet:
„Der Kirche zu Kesselsdorf gewidmet von C. G. Brendel jun. auf Wurgwitz den 19. April 1829“ (Gegenwärtig sind in diesen Betstübchen das Kirchen- und Notenarchiv untergebracht)

1840 Es werden Reparaturen an dem im Jahre 1832 von einem Blitzschlag schwer beschädigten Kirchturm durchgeführt. Am 27. April werden Turmknopf und Kreuz abgenommen und nach behobenem Schaden am 9.Juni durch Meister Kunstmann, Schieferdecker aus Dresden, unter Feierlichkeiten und mit 2 im Innern des Knopfes hinzugefügten Dokumenten wieder aufgesetzt.
Gegen die Zusage, einen Blitzableiter auf dem Kirchturm setzen zu lassen, erhält Christian Gottlieb Brendel aus Wurgwitz die Erlaubnis, die zwei Betstübchen rechts und links neben der Kanzel einzurichten. Am 12. Juli werden sie eingeweiht. (Die Initialen Brendels befinden sich noch heute an beiden Betstübchen)

Nachdem 1839 die alte Orgel durch Meister Trepte von Niederschöna repariert worden war wobei man die Blasebälge auf den Glockenboden verlegte- installiert man das neue Werk mit 19 Registern nicht mehr über dem Altarplatz, sondern in einem eigens dazu errichteten Anbau gegenüber am anderen Ende des Kirchenschiffes über dem Westeingang, der sich allerdings architektonisch nicht recht in den Bähr’schen Entwurf einfügt. Als einziger Rest der alten Altarorgel überdauert ein kleiner hölzerner Barockengel den Umbau.

1887 Dank freiwilliger Gaben aus der Bevölkerung bekommt die Kesselsdorfer Kirche ein neues Geläut, dessen feierliche Weihe am 8. September erfolgt.
Das bisherige Geläut diente der Gemeinde fast vier Jahrhunderte, bevor man es jetzt zur Einschmelzung verkaufte, um ein größeres und schöneres anzuschaffen. Die alten Glocken hatten noch lateinische Inschriften:

  • Die kleine Glocke trug die Jahreszahl 1521 und den Spruch: „Der Name des Herrn Sei gelobt von nun an“
    Auf der mittleren Glocke stand: „Ist gegossen im Namen Christi zur Ehre der seligen Jungfrau Maria und zur Ehre aller Heiligen“
  • Die große Glocke trug die Jahreszahl 1503 und den Spruch: „Das Wort ward Fleisch, König der Herrlichkeit komm mit Frieden“
  • Das nunmehrige Geläut ist auf die Töne es – g – b (Es – Dur) abgestimmt und trägt die fortlaufende Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe“ – „Friede auf Erden“ – „Den Menschen ein Wohlgefallen“,

Es wiegt fast 1 000 kg mehr als das alte Geläut; zusammen 1 909 kg.
Das Dorf ist mit Girlanden und Ehrenpforten geschmückt. Ein Festzug mit Reitern an der Spitze holt die neuen Glocken (die kleine Glocke ist ein Geschenk der Familie Pfützner in Kesselsdorf) aus der Bierling’schen Glockengießerei in Dresden ein. Pfarrer Nier hält die Festrede, sehr viele Besucher aus der Umgebung haben sich eingestellt.

1895 Die Kesselsdorfer Kirche wird, ohne Belastung der Kirchenkasse, mit einer einfachen Heizanlage durch zwei Wasseralfinger Öfen versehen. Sie bietet etwa 700 Sitzplätze.

1898 Da die alte, 1839 vom Schmiedemeister Dietrich in Wilsdruff reparierte Kirchenuhr immer unzuverlässiger geworden ist, wird sie durch eine neue von Meister Hummel aus Meißen ersetzt.

1913 Unter Pfarrer Heber baut die Kirchgemeinde ein neues Pfarrhaus. Das alte wird vollständig abgerissen, die 1826 erbaute „Pfarrpachterwohnung“ an der Straße mit dem Stall, unbenutzten kleinen Kammern und Backofen wird zum Einfamilienhaus als Diakonat umgebaut. Durch Abriss, bzw. Umbau des ehemals am alten Pfarrhaus angebauten Seitengebäudes entsteht ein gesonderter Konfirmandensaal.

Im Juli 1914 ist mit dem Einzug in das neue Pfarrhaus das Projekt abgeschlossen. Die Kosten betragen insgesamt 40.000 Mark (nach der Inflation 10.000 M).

1917 Neben den menschlichen und familiären Kriegsopfern trifft nun ein solches auch die Ortsgemeinschaft: Zuerst müssen die zinnernen Pfeifen der Orgel zu Kriegszwecken geopfert werden.

Am 30. April 1917 werden 27 Stück von der einstigen Herstellerfirma Eule, Bautzen, ausgebaut und am 7. Mai nach Meißen abgeliefert. Das Gewicht von 91,5 kg wird mit 611,45 Mark abgegolten und die Orgel mit grünem Fahnen-Nesselstoff verkleidet.

Am 15. August müssen 2 Glocken der Kirche abgegeben werden. Die kleine Glocke verbleibt der Gemeinde, die beiden anderen zerschlägt die Firma Bierling, Dresden, auf dem Turm. Für das 1.530 kg schwere Material bekommt die Pfarrgemeinde (einschließlich 35,- M. Abbauunkosten) 5.590 Mark. Ein Stück der mittleren Glocke vom Bild des Lammes mit der Siegerfahne kommt ins Pfarrarchiv. Am 12. August nimmt die Gemeinde in einem ergreifenden Gottesdienst von Glocken und Orgelprospekt Abschied. (Die verbliebene kleine Glocke gibt man bei der Anschaffung eines neuen Geläutes nach dem Krieg an die Gemeinde Unkersdorf ab)

1921 Unter großen finanziellen Opfern kann sich die Kirchgemeinde in den teureren Nachkriegsjahren der Inflation ein neues Bronzegeläut beschaffen. Die Firma Bierling in Dresden, die schon das vorherige gegossen hatte, stellt zu der aus Frankenberg gekauften großen Glocke und der von Wechselburg bezogenen kleinen eine Acta v. 21.11.1837 mittlere her. Am 26. Januar 1921 werden sie geweiht. Das neue Geläut ist abgestimmt auf die Töne d- fis – a (D – Dur). (Kirchenarchiv Kesselsdorf: Ein Fortsetzungsbericht „Glockenkunde“ erschienen im Kesselsdorfer Kirchenblatt 1921, Nr. 27-32)

1932 In einem festlichen Kirchenkonzert am 13. November wird die neue elektrische Beleuchtung der Kirche eingeweiht. Schon 1928 konnte ein neuer aus Zink hergestellter Orgelprospekt eingebaut werden, gleichzeitig erfolgte eine Restaurierung und Stimmung der Orgel.

1938 Zu Beginn der Arbeiten an der Neudeckung des Kirchturms wird der Turmknopf abgenommen und die darin befindliche Dokumentenkapsel geöffnet. Die inliegenden Urkunden von 1725, 1822, 1840 und 1888 sind noch gut erhalten und berichten vom Neubau, sowie erfolgten Turmrestaurierungen. Aus dem Jahre 1888 stammen zwei Zeitungen, die über den Tod Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs III. berichten. Am 9. November wird die Kapsel mit einem hinzugelegten Bericht über die neuerlichen Arbeiten wiederum im Turmknopf eingelegt.

1945 Im Januar hatte man mit Restaurierungsarbeiten an der St. Katharinen-Kirche begonnen. Sie stehen unter der fachlichen Beratung des Dresdner Architekten Kießling. Anfangs wird die Südmauer des Gotteshauses, die durch das vom Friedhof herabfließende Wasser stark gelitten hat, durch einen Isoliergraben trockengelegt. Auch die alte Heizungsanlage mit den baufälligen Schornsteinen wird abgebaut.
Der Altarplatz erhält eine, wie sich herausstellt, sicherlich schon früher vorhanden gewesene Doppelstufe, die den Taufstein tiefer setzt. Der Altartisch und die Kanzel erhalten wieder ihre ursprüngliche Form. Nachdem Decke und Wände neu geweißt worden sind, entfernt man durch Ablaugen mit Salmiakgeist die hässliche und entstellende graue Ölübermalung des Jahres 1908. Die alten Malereien kommen zum größten Teil sehr gut wieder zum Vorschein und werden in der alten Kaseinfarbenmethode stilgerecht vom Dresdner Kunstmaler Trede erneuert. (Trede hatte in den Jahren 1942/42 gleiche Arbeiten in der nun zerstörten Dresdner Frauenkirche ausgeführt.)

1947 Die Renovierung der Kirche wird abgeschlossen. Der Gesamteindruck des inneren Gotteshauses ist mit dem vorherigen Zustand nicht mehr vergleichbar. Festlich und lebensbejahend, einfach und doch wieder handwerklich liebevoll zeigt sich der schöne Barockbau nun im alten ursprünglichen Gewand.

Alle Bähr’schen Originale kommen wieder zur vollen Geltung:

Die alten schönen Schmiedearbeiten der barocken Kastenschlösser an den Türen, die Beschläge, die für die damalige Zeit typischen Sitzböcke auf den Emporen, die Butzenfenster der Betstübchen, die kräftig profilierten Fußgesimse der Emporenbrüstungen, die gefällige Anordnung der Altarsäulen, welche mit Achatstein geglättet worden sind, die reizenden Verzierungen der Engelsköpfchen am Altar und das restaurierte schmiedeeiserne Kruzifix auf dem Atar.

1951 Am 24. Juni erfolgt die feierliche Glockenweihe in der St.-Katharinen-Kirche Kesselsdorf.

Nachdem die beiden größeren Glocken im Februar 1942 dem Krieg geopfert werden mussten, war der Gemeinde nur noch die kleine Wechselburger, auf den Ton a gestimmte. verblieben. Jetzt wurden von der Firma Schilling & Lattermann in Apolda im VEB Eisenwerk Morgenröthe/Vogtl. zwei Hartgussglocken mit den Tönen e und g gegossen. Gegenüber dem früheren Geläut mit 2.636 kg ist das neue 6 Zentner schwerer.

Die große Glocke trägt die Inschrift: „Unser Glaube ist der Sieg“ und „Ich bin die Auferstehung“. Die mittlere Glocke: „Gott ist die Liebe“ und „Wir predigen den gekreuzigten Christus“. Die alte kleine Taufglocke trägt auf der Vorderseite das Bild der Taube mit dem Spruch:

„Der Geist ist’s, der da lebendig macht“, auf der Rückseite das Symbol der Hoffnung, den Anker, dazu den Spruch: „Seid fröhlich in Hoffnung“

1984 Nach der im Vorjahr erfolgten Einrüstung wird im November die totale Erneuerung des schiefergedeckten Kirchturmes, einschließlich Neuvergoldung des Turmknopfes, des kupfernen Kreuzes, eines neuen Zifferblattes, sowie Mauerputz, abgeschlossen. In den Turmknopf deponiert man wiederum Zeitdokumente.

1990 In den Jahren nach der politischen Wende wurden ABM-Einsätze auch im kirchlichen Bereich möglich. Die Kesselsdorfer St. Katharinen – Kirchgemeinde nutzte diese Möglichkeiten.

Seit 1991 wurden unter anderem Arbeiten an den Einfriedungsmauern des Kirchhofs, am Kirchgebäude, an der Sakristei, bei der Pfarrhaussanierung und der Wegepflasterung ausgeführt.

2004 Im Herbst beginnt eine Renovierung der George-Bähr-Kirche. Nach abhacken des Außenputzes ist die durch Bährs Kirchenerhöhung entstandene und als sichtbar erwartete Verbindungslinie nur schwach zu erkennen. Pfarrer Wolfgang Bätz und Egbert Steuer bemühen sich um eine historische Aufarbeitung und Darstellung, denn Bährs Maurer haben offensichtlich sehr sorgfältig gearbeitet. Nachdem der neue Sanierputz aufgetragen ist, soll die Baustelle bis zum nächsten Frühjahr stehenbleiben.

2005 Im Mai wird die putzsanierte George-Bähr-Kirche vollständig in barockgelber Farbe gestrichen und dürfte somit wieder das Aussehen zur Zeit ihrer Entstehung aufweisen. Gleichzeitig werden die beiden Seitenlogenanbauten und die Sakristei erneuert und teilweise mit Zinkblech abgedeckt. Bis auf das noch nicht erneuerte Dach wirkt die Kesselsdorfer Kirche wieder repräsentativ, an den Wochenenden wird sie nachts angestrahlt.

2008 erfolgt die Elektrifizierung der mechanischen Turmuhr. Das Mittagsgeläut wird von 12.00 Uhr auf 11.30 Uhr gelegt (im Gedenken an den Friedensschluss nach der Schlacht bei Kesselsdorf)

2011 wird das Kirchendach nach historischen Befunden erneuert.

2017 erfolgt die Trockenlegung des Fußbodens sowie der Einbau neuer Bänke im Mittelteil und des Kirchenschiffes. 3 Bänke des Altbestandes bleiben als historischer Befund erhalten.

2022 wird der Innenraum der Kirche komplett saniert. Dabei werden die Wand- und Deckenbemalung erneuert. Die übrige Bemalung wurde gereinigt und teilweise restauriert.