Das älteste Haus

Die Dresdner Familie Czugk, Besitzer von Kesselsdorf und Erbauer des ersten Kretschams auf Nr. 16 von Egbert Steuer

Aus der einflussreichen Dresdner Bürgerfamilie Czugk (auch Czhuczk, Zcugczk, Zeugczk,  Czuczke, Czentzschk) gehen in den Jahren zwischen 1360 und 1455 immer wieder Bürgermeister und Ratsherren hervor, die um 1400 auch Besitzer des Dorfes Zitzschewig b. Radebeul gewesen sein könnten, da der damalige Ortsname „Czuczkewicz“ lautete. Akten-Daten zu ihrer Erwähnung sind nach der Aufarbeitung der letzten Jahre im Ratsarchiv Dresden, Stadtbuch, sowie im Cod. Sax. CDS II, Bd. 5 zu finden.
Hierdurch ist der Stammbaum und ein Teil der Chronik dieser Familie, trotz fehlender Kirchenbüchereintragungen heute annähernd für eine gewisse Zeitspann zu durchforschen und zu einem erschließbaren Bild zu kommen, das die Familie Czugk auch als jahrzentelange Besitzer des Dorfes Kesselsdorf erscheinen lässt.
Peter Czugk wird am 18.3.1362 als Ratsherr erwähnt, ebenfalls 1365 und 1376 in gleicher Position (auch als Peter Czuczsche und Peter Zcuigk).

Am 18.3.1380 übernimmt sein Sohn Hans Czugk (auch Czhuczk) das Bürgermeisteramt in Dresden. Er ist verheiratet mit Elisabeth. 1404 – 1407 hat er dieses Amt inne, 1408 – 1412 wird er als Ratsherr, Schöffe und Geschworener genannt (Zeugczk), ist 1416 wieder Bürgermeister und Besitzer des Dorfes Kesselsdorf, wo er 1421 den ersten Gasthof (Kretscham) erbaut. Vermutlich stirbt er um 1428, denn nunmehr wird seine Ehefrau Elisabeth vom Meißner Bischof Johann IV. am 13. Juli 1428 mit dem Dorf Kesselsdorf belehnt „… die gebuwer in demne dorffe Kessilsdorf, die von uns und unserer kirchen hat zu lehen …“ (Sächs.HstA: Orig. 6098).
Der Sohn, ebenfalls Hans Czugk, ist 1430 Dresdner Ratsherr und 1432 bis 1435 Bürgermeister der Stadt. Er stirbt vermutlich um 1437.

Ein weiterer Peter Czugk, vermutlich ebenfalls ein Sohn des älteren Hans Czugk, wird 1433 bis 1446 als Ratsherr Peter Czucke (Zeutzschk) d. Ältere genannt. Nach 1452 erscheint sein Name nicht mehr in der Liste der Dresdner Ratsherren.
Doch die Familie macht immer wieder auf sich aufmerksam: Am 27.9.1437 wird Ratsherr Peter Czutczk, da Elisabeth offensichtlich inzwischen verstorben ist, der Besitzer des vom Vater ererbten Kesselsdorf, indem Bischof Johann IV. ihm „… das von uns zu lehen rürende Dorff …“ abermals zu Lehen gibt. 

Am 11.7.1444 verkauft Peter Czugk den Ort an den Dechanten des Stifts Meißen (und ab 1451 Bischof) Johann Caspar v. Schönberg, den derselbe „… zu seinem Seelengeräte bescheiden möge“, behält sich jedoch den Wiederverkauf vor. „… und habe ym das genannte Dorff Kessilstorff … gereicht und geligin mit allin leuthen, erbgerichten, zinsen … unde dem kirchlehin daselbist für 6 Schock, 6 Groschen und 4 Heller abgekauft.“
Dieser Vertrag führt auf lange Zeit zu heftigen Zerwürfnissen zwischen dem Meißner Stift, das nunmehr auch Besitzer des Kretschams ist und der Stadt Dresden als Vertreterin des Rechtes der sogen. „Biermeile“. In diesem ist das Ausschankverbot fremder Biere innerhalb einer Meile im Umkreis der Stadt festgelegt. 1460 greift schließlich der Bischof von Meißen selbst ein, um „… den Mutwillen der Bürger von Kesselsdorf vom Schankgut fernzuhalten“ und führt Klage beim Kurfürsten.

Bischof Johann Caspar v. Schönberg vermacht nach seinem Tode am 31. Mai 1463 testamentarisch das Dorf Kesselsdorf dem Domkapitel zu Meißen:
„Caspar episcopus Misnensis villam Kesselsdorf saltem partem eum respicientem cum collatione seu iure patronatus dicte ecclesu parochiales capitulo Misnensis in testamento suo essignat.“
Als im nächsten Jahr der Domherr Johannes von Harra stirbt, befindet sich das Dorf Kesselsdorf („ …das her uff eynen widderkauf gekofft hatte.“) in seinem Besitz.

Obwohl die Familie Czugk für Kesselsdorf nun nicht mehr relevant ist, tritt sie noch immer in Dresden verschiedentlich in Erscheinung. 1452 und 1456 wird Peter Czugk als Stifter in der Kreuzkapelle genannt. Vermutlich ist er vor 1458 verstorben, denn seine Kinder Hans und Peter Czentzschk sowie deren Schwester Anna zahlen auf Grund eines Vermächtnisses des „alten Peter Czentschk“ im gleichen Jahr an den Dresdner Katharinen-Altar. 1459 kommt es zwischen den Geschwistern zur Erbteilung. Nachdem Peter d. J. und seine Schwester um 1464 vor ihrem Bruder Hans verstorben sind trifft dieser mit Ursula, der Witwe Peters d. Ä. eine Vereinbarung wegen des Hauses, das die drei Geschwister vom Vater Peter geerbt hatten. Ursulas Kinder sollen es bekommen, im Falle eines Verkaufes hat Hans das Vorkaufsrecht. Hieraus dürfte ersichtlich sein, dass der ältere Peter Czugk mehrmals verheiratet war und seine Kinder von zwei Müttern stammten.

Hans Czugk (auch Zeutzschk) ist in Dresden als Fleischermeister tätig und besitzt um 1465 noch immer Dörfer im Umkreis Dresdens. Dazu muß auch wieder Kesselsdorf gekommen sein, denn 1468 werden einem Register zufolge als bischöfliche Lehensleute für den Ort Kesselsdorf einmal der St. Barbara-Altar der Kreuzkirche zu Dresden (zu ihm gehört ein 1-Hufen-Gut), zum anderen 22 Hufen zum Procurations-Amt Meißen und Hanns Czugk, dem Sohn des Peter Czugk, genannt. Die Obergerichtsbarkeit gehört zu Dresden. Demnach müsste der Ort nach 1463 zumindest wieder teilweise an die Familie Czugk gekommen sein; urkundlich ist kein Nachweis zu erbringen.

1470 findet sich im Domarchiv Meißen ebenfalls ein Eintrag: „Kesselsdorf spectat ad Hans Czugk, burger zu Dresden, et ad altare sancte Barbare“ Kesselsdorf zinst an Hans Czugk, Bürger zu Dresden, und an den St. Barbara – Altar zu Dresden. Als Hans Czugk´s Söhne werden Valten und Hans angeführt.

Im IV. und V. Stadtbuch Dresdens wird die Familie der Czugk oder Zeutzschk oder Czuczke nach etwa 1480 nicht mehr erwähnt.

Brauberg 1 gemalt ca. 1930